Resümee 42. Jazzfestival Saalfelden

Montag, 22.08.2022

Resümee 42. Jazzfestival Saalfelden

Besucherzahlen übertrafen alle Erwartungen

Mit der Session des österreichischen Drummers Lukas König am gestrigen Abend ging die 42. Ausgabe des Jazzfestivals Saalfelden zu Ende. Vier Tage, an denen gut 230 Musiker und Musikerinnen aus 20 Nationen die kleine Stadt im österreichischen Bundesland Salzburg und die atemberaubende Natur der Region zu einer musikalischen Pilgerstätte werden ließen. Knapp 18.000 Besuche inklusive Rekordticketverkauf zeigen einmal mehr, dass die Macher des Festivals für Jazzkenner und -liebhaber, aber auch für schlichtweg Musikbegeisterte ein rundum gelungenes Programm präsentierten, das Schubladendenken ignorierte und für alle was zu bieten hatte.


Bereits die City Tracks-Auftaktkonzerte am Donnerstag fanden beim Publikum regen Anklang und waren ein Vorgeschmack auf ein Programm voller Facetten der kommenden Tage. Während Hammond-Spieler Raphael Wressnig und seine Mitstreiter zusammen mit der Sängerin Gisele Jackson den Stadtpark in eine Party-Meile verwandelten, das Quintett Melting Pot die außergewöhnliche Buchbinderei Fuchs zweckentfremdete und zu einer musikalischen Spielstätte machte schaute die österreichisch-serbischen Formation OstBeatBend mit Gipsy-Musik und Folk-Melodien vom Balkan über den geographischen und kulturellen Tellerrand.


Dass die Short Cuts im Nexus schon lang kein Geheimtipp mehr sind und sie für musikalische Trüffelsucher einen ganz besonderen Anziehungspunkt darstellen, zeigten schon die ersten zwei Konzerte zum Festivalstart, so dass sowohl die österreichische Band Ventil als auch das deutsch-britisch-türkische Quartett Usine um den Kontrabassisten und Elektroniker James Banner vor ausverkauftem Haus spielten. Und auch die folgenden Tage beispielsweise mit dem Solokonzert des US-Amerikanischen Pianisten Jason Moran oder das Trio Acoustic Unity um Schlagzeuger Gard Nilssen gelten für Viele als ganz besonderes Highlight. Letzterer und Schlagzeugerin Katharina Ernst waren in diesem Jahr Artists in Residence, und ihre immens diversen Projekte tauchten im Rahmen der insgesamt 65 Konzerte immer wieder auf.


Der industrielle Charme der Otto-Gruber-Halle ist als Spielstätte nun endgültig ins Programm des Festivals integriert und gilt nicht nur optisch als Gegenpol zur Grünanlage des Stadtparks. Bands wie die französische Formation Nout oder das Gard Nilssen-Projekt Bushman’s Revenge kreierten in der nüchternen Halle Soundkunstwerke, während der Stadtpark mit Luca Bassanese & La Piccola Orchestra Popolare trotz der zum Teil unsicheren Wetterlage erneut zu einer Bühne der guten Laune wurde - die aber auch Platz für die ironisch-abgründigen Töne eines Felix Kramer hatte.

 
Nach dem Eröffnungskonzert der Mainstage im Congress Saalfelden durch den österreichischen Musiker Fabian Rucker, seinem Auftragsprojekt RUCKER und der Großformation Christoph Cech Jazz Orchestra Project gehörte die Bühne mit Emile Parisien, Paal Nilssen, dem Trondheim Jazzorchestra & Jason Moran, Isaiah Collier, Vincent Courtois und Vijay Iyer in diesem Jahr vor allem internationalen Formationen.  


Als besonderes Erlebnis gelten die Mountaintracks und Flashmobs, die dem Festival eine ganz eigene Note geben. Konzerte inmitten der Natur wie beispielweise das Kollingwald-Konzert zu dem Trompeter Cuong Vu Gitarrist Even Helte Hermansen und besagten Gard Nilssen einlud, spielten mit dem Begriff Klanglandschaft, während der Musiker Siegmar Brecher mit Gleichgesinnten an möglichen und unmöglichen Stellen der Stadt kreative Akzente setzte. Dass es dann auch noch gelang, im Rahmen der City Tracks die regimekritische Polit-Punk-Gruppe aus Moskau Pussy Riot nach Saalfelden zu holen, bedeutete für Viele ebenfalls ein kleines musikalisches Abenteuer.  


Alle Beteiligten gingen entspannt mit den immer wieder dräuenden Regengüssen um: so wurde schnell der zweite „We Hike Jazz“-Ausflug mit Stammmusiker Lukas Kranzelbinder in das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang verlegt, die Probe zum Sonnenaufgangskonzert „Ein halbes Quartett im Ruderboot“ mit Regenbekleidung (und viel Spaß) abgehalten und die kurzen Wege von Venue zu Venue einfach manchmal mit Schirm oder hochgeschlagenem Kragen zurückgelegt.  


„Was im Vordergrund stand“, so Mario Steidl, der künstlerische Leiter des Jazzfestivals, „war die großartige Stimmung bei Publikum, Künstlern und Team, die große Freude, wieder miteinander feiern zu können und neben zum Teil einmaligen Konzerten und Eindrücken eine gute Zeit zu haben. Dass wir heuer so viele Tickets verkauft haben wie noch nie, scheint uns hierin zu bestätigen.“
 

SAVE THE DATE: Das 43. Jazzfestival Saalfelden wird von 17. - 20. August 2023 stattfinden!