Interview mit Chez Fria
Diese Woche durften wir mit Ferdinand Rauchmann und Paul Widauer von Chez Fria, einer Band aus Salzburg, ein Interview führen. Die beiden haben uns spannende Einblicke in ihre Musik, ihre Bandgeschichte und die Entstehung ihres aktuellen Albums gegeben.
Ferdinand: Gerne! Ich bin Ferdinand Rauchmann, komme ursprünglich aus Salzburg, bin Tonmeister und studiere schon seit Längerem Klavier. Mittlerweile wohne und studiere ich in Wien, aber musikalisch bin ich immer noch viel in der Salzburger Szene unterwegs – vor allem im Jazzbereich. Es freut mich besonders, dass wir heuer beim Festival in Saalfelden spielen dürfen.
Paul: Ich bin Paul Widauer, spiele Schlagzeug und Saxofon und darf bei Chez Fria seit Anfang an das Schlagzeug übernehmen. Für mich ist es eine große Ehre, beim Jazzfestival Saalfelden zu spielen – ich habe durch meine Familie eine Verbindung zum Ort und verfolge das Festival eigentlich schon immer. Umso schöner ist es jetzt, selbst auf der Bühne zu stehen. Das fühlt sich an wie ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht.
Ferdinand: Wir alle waren am Musischen Gymnasium in Salzburg – daher kannten wir uns schon länger. Jeder von uns kam aus einer anderen musikalischen Richtung: Felix zum Beispiel aus der Barockmusik, ich eher aus der Klassik, und Lorenz war schon früh im Jazz unterwegs. Und eines Abends hat Lorenz zu Felix gesagt: „Bring doch deine Blockflöte mit, und wir machen eine Fusion aus unseren beiden Instrumenten – im Jazzkontext.“ So ist die Grundidee zu dem Projekt entstanden.
Kurz darauf kam eine Anfrage von Dorothee Oberlinger, die die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci kuratiert. Sie hat uns gefragt, ob wir nicht in diesem Stil ein einstündiges Konzert spielen wollen. Die Anfrage kam ziemlich kurzfristig – ich glaube, wir hatten dann noch zwei Monate Zeit bis zum Auftritt. Lorenz hat daraufhin die Band zusammengestellt, und wir haben uns für eine Woche im Tonstudio von Maxi eingesperrt, um intensiv an dem Projekt zu arbeiten. So wurde die Band quasi aus dem Nichts gegründet – und Chez Fria ist entstanden.
Paul: Das ist eigentlich ganz lustig! Viele glauben ja, der Name sei französisch und fragen uns: „Was ist das für ein Name? Wo kommt der her?“ Tatsächlich ist er aber viel einfacher erklärt. Felix und Lorenz saßen damals in der Salzburger Bar Chez Roland und haben dort über das Projekt gesprochen. Sie waren bis in die frühen Morgenstunden dort – und haben aus Spaß gesagt: „Schee fria“, also „schön früh“ auf salzburgerisch. Und weil’s in der Bar eben „ganz schee fria“ war, wurde daraus Chez Fria. Ich finde, es gibt keinen passenderen Namen für diese Band.
Paul: Vorab ist es, denke ich, wichtig zu sagen, dass jeder in der Band natürlich seine eigenen Vorbilder hat.
Ferdinand: Für mich war Herbie Hancock eine große Inspiration – weil er so viele verschiedene Stile bespielt hat und eben auch als Keyboarder sehr visionär unterwegs war. Ansonsten tu ich mir ein bisschen schwer zu sagen, welche Musikstile ich am liebsten höre, weil ich wirklich fast alles gerne höre – vielleicht außer Schlager. In meiner Playlist findet man also ziemlich viele unterschiedliche Musikrichtungen. Ich glaube, das trifft auch auf die ganze Band zu: Jeder bringt andere Einflüsse mit, und genau das macht unsere Musik so vielseitig. Und ich finde, das hört man auch – der Sound von Chez Fria entsteht aus dieser Vielfalt.
Paul: An diesem Album haben wir in etwa fünf Jahre lang gearbeitet. Es ist im besten Sinn das Ergebnis unseres gemeinsamen Prozesses: Wir schreiben alle Songs zu fünft, immer gemeinsam. Wenn wir im Studio sind, verbringen wir viel Zeit miteinander, und jeder bringt seine Ideen ein. Manche Stücke, die wir früher mal geschrieben haben, sind heute nicht mehr Teil unseres Programms, weil sie stilistisch einfach nicht mehr zu uns passen. Dafür ist unser Titelsong Kunst & Fuge in einer kurzen Version auf dem Album vertreten. Ich glaube, man kann an diesem Album sehr gut unseren Arbeitsprozess und die Entwicklung der Band nachvollziehen. Bei unseren Live-Auftritten spielen wir auch Stücke, die nicht auf dem Album sind – aber genau dadurch entsteht ein schöner Bogen während des Konzerts.
Ferdinand: Genau. Dadurch, dass wir das Album als Vinyl herausgegeben haben, war das Format natürlich begrenzt – das hat uns aber geholfen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Besonders macht das Ganze, dass wir unterschiedliche Improvisationsstilistiken zusammenbringen – also nicht nur Jazz-Improvisation, sondern auch Improvisationen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wo Felix ein echter Experte ist.
Paul: Ich bin schon öffter mit dem Festival in Berührung gekommen. Dass wir jetzt selbst dort spielen dürfen, fühlt sich an wie ein kleiner Lebenstraum.
Ferdinand: Ich freue mich besonders auf das diverse Publikum. Es ist total spannend zu sehen, wie Leute, die vielleicht eigentlich wegen ganz anderer Acts gekommen sind, plötzlich auf unseren Mix aus Barock, Jazz und Improvisation reagieren. Wir hoffen, dass wir sie mit unserem Sound ein bisschen überrumpeln können – im besten Sinne.