Resümee zum Jazz Saalfelden Weekender
Wie seid ihr zufrieden mit dem Verlauf des „Weekenders“?
Mario Steidl: Wir sind sehr zufrieden - weil letztlich alles wirklich grandios gelaufen ist, die Mühen sich gelohnt haben. Vor allem weil Publikum und KünstlerInnen eine so große Freude an unserem „Weekender“ hatten. Unter diesen wirklich schwierigen Umständen war meiner Ansicht nach alles perfekt organisiert.
Was ist während des „Weekenders“ besser gelaufen als befürchtet?
Daniela Neumayer: Wir mussten uns in kürzester Zeit ein komplett neues Zutrittssystem überlegen. Ein Kontrollsystem, mit dem man die Wege jedes Besuchers, jeder Besucherin im Falle einer positiven Covid-19-Infektion nachverfolgen kann. Im Stadtpark und in der Stadtpfarrkirche mussten sogar Sitzplätze zugewiesen werden. Wir waren selbst sehr positiv überrascht, wie gut das mit dem Scansystem funktioniert hat.
Was wurde von den Besuchern am häufigsten gelobt?
Daniela Neumayer: Allen war klar, wie kurzfristig dieser „Weekender“ aus dem Boden gestampft wurde. Innerhalb von zweieinhalb Monaten wurde ein komplett neues Festival konzipiert – mit Hygiene- und Sicherheitsverordnungen, die ihresgleichen suchen. Dieser Umstand und vor allem die Freundlichkeit und Bestimmtheit bezüglich der Einhaltung der Maßnahmen unserer Mitarbeiter, wurden besonders gelobt.
Und was wurde am meisten kritisiert?
Daniela Neumayer: Kritik gab es fast gar keine. Natürlich fand es nicht Jede/r prickelnd, während eines ganzen Konzertes wie im Kunsthaus Nexus oder in der Buchbinderei Fuchs den Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Aber dies waren nun einmal die Vorschriften der Behörden, die wir natürlich gewissenhaft eingehalten haben. Aber sonst war überall – egal ob bei Künstler/in oder Besucher/in - eine große Dankbarkeit zu spüren, dass wir trotz aller Hindernisse diesen „Weekender“ veranstaltet haben.
Kaum zu glauben, dass es keine Probleme und keine Kritik gab …
Mario Steidl: Natürlich gab es Probleme, aber eigentlich nur im Vorfeld.
Kannst du ein paar Beispiele nennen?
Ständig gab es Gesetzesänderungen, was wegen der Corona-Pandemie möglich und vor allem was nicht möglich ist. Gefühlt kamen jede Woche neue Auflagen auf uns zu. Ein großes Problem war zudem, genügend Mitarbeiter zu finden, weil wir nur zweieinhalb Monate Zeit hatten, um alles zu organisieren. Zudem mussten für sechs Locations Saalpläne erstellt werden - alle mussten ausgemessen, gezeichnet und freigegeben werden. Und bei einigen der Mitverantwortlichen lagen die Nerven blank – als die Zahlen in Österreich wieder nach oben gingen, waren ein paar kurz davor abzuspringen.
Gab es denn auch Probleme mit Musikern, die beim „Weekender“ spielen sollten?
Mario Steidl: Allerdings. Vier Tage vor dem ersten Auftritt wurde Österreich von den norwegischen Behörden auf Rot gestellt. Damit platzten alle norwegischen Acts - und das betraf fünf Konzerte. Kurzfristig mussten wir also umplanen und Ersatz suchen, was in der Kürze der Zeit auch einen erheblichen administrativen Aufwand verursachte …
Heuer gab es neue Locations - welche haben sich besonders bewährt?
Mario Steidl: Neu war eigentlich nur die Kirche - Park und Buchbinderei haben sich schon im vergangenen Jahr sehr gut als neue Bühnen etabliert und darauf konnten wir dieses Jahr auch unser Alternativ-Konzept aufbauen. Die Stadtpfarrkirche war ein ganz besonderer Ort, die Konzerte dort haben ein ganz besonderes Flair geboten. Und dafür sind wir unserem Herrn Pfarrer Alois Moser mehr als dankbar.
Kritische Stimmen waren zu hören, weil bei den Konzerten in der Kirche frei gewordene Plätze nicht erneut besetzt wurden. Warum war das so?
Mario Steidl: Das lag an den Hygiene-Vorschriften. Sitzplätze mussten erst desinfiziert werden, bevor wir sie neu besetzen durften. Und das konnten wir natürlich nicht während eines Konzerts machen.
Gibt es Zahlen, wie viele der Tagespässe wirklich genutzt wurden?
Daniela Neumayer: Es wurden pro Tag über 600 Pässe vergeben. Über 80 Prozent der Pässe wurden zumindest 1x gescannt. Das heißt, dass der Besucher, die Besucherin zumindest bei einem Konzert war. Der stärkste Besuchertag war der Freitag, an dem hatten wir auch besonders schönes Wetter, was ideal für die Konzerte im Stadtpark war. Am Samstag und Sonntag haben wir dann vor Ort noch viele Menschen nachregistriert. So hatten auch diejenigen, die keinen Tagespass mehr ergattern konnten, die Gelegenheit sich die Konzerte anzuhören.
Als das diesjährige Internationale Jazzfestival Mitte April wegen Corona abgesagt wurde, war schon ein Großteil der Eintrittskarten verkauft. Wie viele dieser Tickets wurden zurückgegeben bzw. wie viele auf das Festival im nächsten Jahr umgeschrieben?
Daniela Neumayer: Bis zum Stichtag 17. April hatten wir bereits ein Drittel unserer Mainstage-Tickets und 50 Prozent unserer Shortcuts-Tickets verkauft. Nach der Absage haben wir den Käufern/innen angeboten, die Tickets für 2021 zu denselben Konditionen zu behalten. Nur 100 Mainstage-Tickets wurden zurückgegeben, bei den Shortcuts waren es sogar nur 20 Stück.
War der „Weekender“ in dieser Form - freier Eintritt bei fast allen Konzerten - eine einmalige Veranstaltung? Oder wird solch ein Veranstaltungs-Reigen 2021 erneut durchgeführt, wenn die Corona-Lage es erfordert?
Mario Steidl: Wir haben ohnehin ein Talent zur Improvisation würde ich mal sagen. Das liegt als Veranstalter auch ein wenig in der Natur der Sache. Wir haben dieses Jahr sehr viel dazu gelernt - nämlich dass man auch unter widrigsten Bedingungen veranstalten und Menschen damit eine große Freude bereiten kann. Wir werden im kommenden Jahr auf alle Fälle wieder etwas veranstalten – sei es ein Jazzfestival oder einen kleineren „Weekender“. Das hängt von den Entwicklungen bis dahin ab.
Gibt es bereits einen Termin für das nächste Jahr?
Daniela Neumayer: Der Termin ist fix: 19. bis 22. August 2021. Wie und in welcher Form, das werden wir - wie Mario schon gesagt hat - in den nächsten Monaten sehen.
Die Fragen stellte Detlef Herchenbach.
Im Bild v.l.n.r.: Andrea Neumayr (Produktionsassistenz), Mario Steidl (Intendant), Daniela Neumayer (Produktionsleitung)