Resümee zum 41. Jazzfestival Saalfelden

Freitag, 03.09.2021

Resümee zum 41. Jazzfestival Saalfelden

Mehrere tausend Zuhörer besuchten beim 41. Internationalen Jazzfestival Saalfelden vom 16. bis 22. August die insgesamt 63 Konzerte auf verschiedenen Bühnen in der Stadt, im Wald und auf den umliegenden Bergen.

Ein Gespräch mit Produktionsleiterin Daniela Neumayer und Intendant Mario Steidl über Erfahrungen und Erkenntnisse des diesjährigen Veranstaltungsreigens.

 

Mario, bist du zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen Festivals?

Mario Steidl: Auf jeden Fall. Wir sind wirklich sehr zufrieden - auch wenn es für uns alle sehr anstrengend war. Die Erweiterung auf insgesamt sieben Tage in Verbindung mit der Umsetzung des Covid-Präventionskonzeptes hat uns wahnsinnig viel abverlangt. Aber letztlich haben wir eine Woche Kultur, Freude und Ausgelassenheit ermöglicht - und nur das zählt.

 

Was hat dich in diesem Jahr besonders gefreut?

Mario Steidl: Spontan fallen mir da zwei Dinge ein. Offenbar gelingt es uns, Brücken zum jüngeren Publikum zu schlagen und in unsere Veranstaltungen zu locken. Viele von ihnen sind überrascht, wie vielfältig das musikalische Angebot bei uns ist. Zudem haben die neuen Bühnen hervorragend funktioniert, vor allem die Gruber-Halle oder auch die Konzerte im Wald in wirklich einzigartiger Atmosphäre!

 

Apropos neue Bühnen: Dieser Weg wird in Saalfelden seit 2019 gegangen. Warum wurde dieser Schritt gemacht?

Mario Steidl: Weil wir der Meinung sind, es machen zu müssen. Keine Frage: Mainstage und Nexus sind die Aushängeschilder des Jazzfestivals Saalfelden - und das sollen sie auch bleiben. Aber nur Konzerte in diesen beiden Locations anzubieten, das reicht heutzutage nicht mehr. Jedenfalls nicht, wenn man ein neues, vor allem jüngeres Publikum gewinnen will. Und dazu gehört natürlich auch, dass bei rund Zweidrittel der Live-Auftritte der Eintritt kostenlos ist. Wichtig war mir zudem endlich die Möglichkeit zu haben, mehr Künstler*innen zu präsentieren, diese auch untereinander – wie etwa in den Impro-Sessions – zu vernetzen. Und das wäre mit nur zwei Bühnen in der Form nicht möglich gewesen.

 

Noch eine Frage zum diesjährigen Programm: War es Zufall oder Absicht, dass heuer so wenig "große Namen" zu Gast waren?

Mario Steidl: Nein, das war kein Zufall. Wir verfolgen ja schon seit einiger Zeit die Strategie, auf den Nachwuchs und die "Stars von morgen" zu setzen - und nicht auf die teuren, meist alten Heroen vergangener Zeiten. Wenn ich für solch einen so genannten "Top Act" 50.000 Euro ausgebe, ist die Hälfte meines entsprechenden Etats weg. Das ergibt für uns keinen Sinn. Und unser Publikum kommt ja auch nach Saalfelden, weil es Neues hören will und nicht immer wieder die Stars von gestern.

 

Daniela, wie waren die konkreten Verkaufs- und Besucherzahlen in diesem Jahr?

Daniela Neumayer: Mehr als 3.000 Menschen haben sich vorab online für den Besuch der kostenlosen Konzerte registriert. Dazu kamen nochmals 1300 Zuhörer, die sich vor Ort in die Listen eingetragen haben. Die Gruber-Halle, für die 300 Besucher genehmigt waren, war Freitag und Samstag komplett belegt, am Sonntag gab es eine Auslastung von 70 Prozent. Im Stadtpark wurde am Freitag und Samstag das Maximum von jeweils 1.000 Menschen erreicht. Bei den Waldkonzerten hatten wir am Samstag 200 und am Sonntag 250 Gäste. Und bei der Reihe "Nexus+" waren von Mittwoch bis Sonntag immer die maximal genehmigten 300 Personen im Saal.

 

Wie war es bei den Konzerten auf der MainStage und den Shortcuts, für die Karten gekauft werden mussten?

Daniela Neumayer: Im Congress hatten wir an allen drei Tagen eine Auslastung von 80 Prozent. Die Shortcuts im Nexus waren am Donnerstag ausverkauft. Freitag und Samstag hatten wir eine Auslastung von 75 Prozent.

 

Einerseits mehr Kosten durch doppelt so viel Personal wie 2019, andererseits geringere Einnahmen durch weniger verkaufte Tickets und den Rückzug von Sponsoren: Klafft dadurch ein Loch im 650.000-Euro-Etat des diesjährigen Jazzfestivals?

Daniela Neumayer: Nein, mit einem Rückgang der Verkaufszahlen durch den späten Ticketsale-Start und einem höheren Personalaufwand hatten wir bereits im Vorhinein gerechnet und dementsprechend kalkuliert.

 

Um höhere Einnahmen zu erzielen, könnte doch bei weiteren Bühnen Eintritt verlangt werden …

Mario Steidl: Ja, das ist theoretisch natürlich denkbar. Aber ob es wirklich dazu kommen wird, dazu kann ich jetzt noch nichts sagen. Diese Diskussion läuft noch.

 

Was ist aus eurer Sicht beim diesjährigen Festival besser gelaufen als vorher befürchtet?

Mario Steidl: Wir hatten durch die Corona-Einreisebestimmungen doch die Befürchtung, ein paar Künstler:innen nicht hierher zu bekommen. Letztlich, auch durch die große Hilfe von Gesundheits- und Außenministerium, hat dann aber doch alles gut geklappt. Wir waren auch positiv überrascht über die extrem hohen Besucherzahlen gewisser Bühnen, besonders bei den Konzerten im Kollingwald und in der Industriehalle.

 

Was wurde von den Besuchern am häufigsten gelobt?

Daniela Neumayer: Am öftesten wurden die neuen Locations wie die Otto-Gruber-Halle und die Bühne am Kollingwald gelobt. Aber natürlich auch das Line-Up und die Freundlichkeit unserer Mitarbeiter.

 

Und was wurde am meisten kritisiert?

Daniela Neumayer: Unser Campingplatz am Ritzensee wurde schmerzlich vermisst. Aber der wird nächstes Jahr – sofern Corona uns nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht – natürlich wieder installiert.

 

Kaum zu glauben, dass es keine Probleme und kaum Kritik gab ...

Mario Steidl: Natürlich gab es Probleme, aber eigentlich nur im Vorfeld.

 

Könnt ihr Beispiele nennen?

Daniela Neumayer: Immer wieder gab es Gesetzesänderungen, was wegen der Corona-Pandemie möglich und vor allem was nicht möglich ist. Ein Beispiel: Die Corona-Veranstaltungsverordnung galt nur bis 19. August, was danach kommt, wusste keiner, auch nicht die Behörden. Erst am Tag des ersten Konzerts auf der Mainstage wussten wir dann, dass die Verordnung verlängert wird, wie sie ist.

 

Gab es denn auch Probleme mit Musikern, die beim Jazzfestival spielen sollten?

Mario Steidl: Wie vorhin schon gesagt, gab es in diesem Bereich - allerdings weniger als im vergangenen Jahr beim "Weekender". Diesmal haben wir - um nur ein Beispiel zu nennen - schon im Vorfeld darauf verzichtet, Musiker aus Norwegen zu engagieren. Bei anderen Künstlern haben wir mit Hilfe von österreichischen Ministerien potenzielle Probleme bei der Einreise lösen können. Aber wie das eben so ist - es ist in jedem einzelnen Fall ein recht großer Aufwand, der betrieben werden muss.

 

Im Untergeschoss des Congress Centrums gab es eine Corona-Teststation. Wie viele Tests wurden während des Festivals durchgeführt? Und wie viele positive Testergebnisse gab es dabei?

Daniela Neumayer: Die Anzahl kann ich leider nicht nennen, da die Teststation ja für alle geöffnet war, nicht nur für Festivalbesucher. Die gute Nachricht: Es gab keinen positiven Fall beim Festival! An dieser Stelle nochmal DANKE an alle, die die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen mitgetragen haben.

 

"Equal Pay" und "Fair Pay" sind derzeit heiß diskutierte Themen in der Kulturszene. Wie sieht es in Saalfelden mit der gleichen Bezahlung für Männer und Frauen sowie fairen Honoraren aus?

Daniela Neumayer: Bei der Bezahlung machen wir keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Bei uns werden alle Künstler*innen fair bezahlt - auch die Newcomer-Bands. Show-Cases, bei denen Musiker*innen kostenlos auftreten "dürfen", wie das oft gehandhabt wird, gibt es bei uns nicht. Bei uns gibt es auch keine freiwilligen Helfer:innen. Alle werden angemeldet und erhalten einen mehr als fairen Lohn für ihren Einsatz beim Festival.

 

Zum Abschluss wie immer die Frage: Wann wird das Internationale Jazzfestival Saalfelden im nächsten Jahr stattfinden?

Daniela Neumayer: Der Termin ist inzwischen fix: Das 42. Internationale Jazzfestival Saalfelden findet von 18. bis 21. August 2022 statt.  Unser kleines Winterfestival ist von 28. bis 30. Jänner 2022 geplant.

 

Die Fragen stellte Detlef Herchenbach.
 

 

Im Bild v.l.n.r.: Daniela Neumayer (Produktionsleitung) und Mario Steidl (Intendant)